Nach Medienberichten machen Syrer in diesem Jahr etwa die Hälfte aller Neuankömmlinge auf Zypern aus, nachdem im Sommer offenbar eine zuvor selten genutzte Route nach Europa populär wurde, auf der kleine Boote direkt von Syrien aus auf die Mittelmeerinsel gelangen können.
Am Dienstag, dem 14. November, berichtete die zypriotische Lokalzeitung „Philenews“, dass gemäß der jüngsten offiziell bekannt gegebenen Zahlen der Anteil der Syrer 53 % der Gesamtzahl aller Neuankömmlinge in Zypern betrug, im Vergleich zu 23 % im Vorjahr. Das bedeutet, dass jeder zweite Einwanderer, der in diesem Jahr „illegal“ nach Zypern kam, die syrische Staatsbürgerschaft besitzt, verglichen mit einem von vier im letzten Jahr.
Laut der Website „Mohajer News“ sagte Innenminister Constantinos Ioannou, dass Zypern die Syrer aufgrund der in ihrem Land herrschenden „explosiven Lage“ nicht in ihr Heimatland zurückschicken könne.
Der Minister warnte, dass die Republik Zypern dadurch nicht in der Lage sei, Menschen in wirklicher Not zu helfen. Nikosia habe daher die Europäische Kommission gebeten, die Situation und das Sicherheitsniveau in Syrien neu zu bewerten.
Er fügte hinzu, dass der Weg für die Rückkehr illegaler Einwanderer nach Syrien frei wäre, wenn einige Gebiete in Syrien als sicher eingestuft würden. Eine solche Einstufung würde einen Präzedenzfall unter den europäischen Ländern darstellen.
Ioannou sagte außerdem, dass Nikosia Brüssel bitten werde, der europäischen Grenzschutzagentur Frontex eine aktive Rolle bei der Grenzverwaltung zuzuweisen, um die Zahl der illegalen Ankünfte auf dem Seeweg aus Syrien sowie aus dem Libanon zu verringern.
Syria TV erklärte, dass in diesem Sommer eine seltene Route nach Europa populär wurde, auf der kleine Boote direkt von Syrien nach Zypern kamen.
Der Sender verlautbarte weiterhin: „Diese neue Route, die von der Ostseite des Mittelmeers aus nach Zypern führt, hat noch nie zuvor eine solche Dynamik erlebt. Bisher kamen die in Zypern ankommenden Flüchtlinge vorwiegend aus dem Libanon oder der Türkei, aber die Pushback-Maßnahmen in beiden Ländern sowie die Korruption der Armee des Regimes in Syrien hat zu Operationen von Menschenschmugglern an der syrische Küste im Gebiet zwischen den Städten Latakia und Tartus geführt.
Anfang September letzten Jahres kam es auf Zypern während einer gewalttätigen Demonstration zu Angriffen auf Geschäfte arabischer und anderer ausländischer Gemeinden. An der Demonstration mit dem Slogan „Flüchtlinge sind nicht willkommen“nahmen etwa 300 Menschen teil.
Der Innenminister wird voraussichtlich nächste Woche in Athen Gespräche mit dem griechischen Einwanderungsminister führen, um ihn über die von der Republik durchgeführten Massnahmen zu informieren. Zypern gilt als das Land in der Europäischen Union, das die meisten „freiwilligen Rückkehrmaßnahmen“ für irregulär eingereiste Asylbewerber durchführt.
Zypern will gemäß einem bilateralen Abkommen mehr Rückführungen in den Libanon durchführen, was bei humanitären Organisationen Kritik hervorruft. Ihrer Ansicht nach ist der Libanon kein sicheres Land für Syrer, abgesehen davon, dass eine steigende Anzahl von Booten von der syrischen und nicht von der libanesischen Küste aus abfahre.
Die zypriotischen Behörden errichteten außerdem einen doppelten Zaun um das Migrantenaufnahmezentrum Pournara am Rand der Hauptstadt Nikosia. Das Zentrum dient als primäre Aufnahmeeinrichtung für Menschen, die inoffiziell nach Zypern einreisen. Die Behörden gestatten diesen Menschen erst nach dem Abschluss eines Registrierungsverfahrens, das ihre Identifizierung und die Einreichung eines Asylantrags umfasst, das Lager zu verlassen.