Die französische Regierung betrachtete die umstrittene Entscheidung des nationalen Bildungsministers Gabriel Attal, das Tragen der Abaya in öffentlichen Schulen zu verbieten als Reaktion auf den politischen Angriff gegen die Laizität. Außerdem fordern Schulleiter zu diesem Thema, dass klare Richtlinien erlassen werden.
Der französische Regierungssprecher Olivier Veran bestätigte am Montag, 28. August, gegenüber BFM TV, dass es in den Schulen des Landes keinen Platz für die Abaya geben wird und dass der Bildungsminister genau das meinte, als er von einer Einheitsfront sprach.
Olivier war der Ansicht, dass die Abaya eine Form der missionarischen Aktivität ist und ein politisches Signal enthält, das einen politischen Angriff auf die Laizität offenbart.
Der Regierungssprecher enthüllte einen Plan, der bis zum Jahr 2025 reicht und vorsieht, jährlich 300.000 Mitarbeiter über die Laizität zu schulen, damit bis Ende dieses Jahres 14.000 staatliche Verwaltungsmitarbeiter zu diesem Thema geschult werden.
In einer Erklärung gegenüber TF1 kündigte der französische Bildungsminister Gabriel Attal am Sonntag, dem 27. August, an, dass er das Tragen der Abaya in Schulen verbieten werde und dass er ab nächster Woche versuchen werde, sich mit der Schulmitarbeiter zu treffen, um ihnen bei der Umsetzung des Verbots helfen.
Frankreich hat ein striktes Verbot religiöser Symbole in öffentlichen Schulen verhängt, seitdem Gesetze aus dem 19. Jahrhundert jeglichen katholischen Einfluss auf das öffentliche Bildungswesen verhindert. Zurzeit wird intensiv an der Aktualisierung der Richtlinien gearbeitet, um der wachsenden muslimischen Minderheit gerecht zu werden.
Die Behörden verboten 2004 den Hijab in Schulen und genehmigten 2010 ein Verbot des Tragens des Niqabs an öffentlichen Orten, was den Zorn einiger Mitglieder der islamischen Gemeinschaft, zu der etwa fünf Millionen Menschen gehören, hervorrief.
Die Rechten und die Rechtsextremen drängten auf die Verabschiedung dieser Verbote, während die Linken es ihrerseits als Angriff auf die Bürgerrechte betrachteten.
„Wir haben wiederholt das Abaya-Verbot in unseren Schulen gefordert“, sagte Eric Ciotti, Vorsitzender der Partei Les Républicains auf der Website X (ehemals Twitter), und fügte hinzu: „Ich begrüße die Entscheidung des Bildungsministers, um zu beweisen, dass wir recht hatten.“
Was die Linken angeht, äußerte Clementine Autin von der Partei La France insoumise ihre Unzufriedenheit mit der Entscheidung und betrachtete Attals Erklärung als verfassungswidrig, im Widerspruch zu den Grundprinzipien der Laizität und als Zeichen der besessenen Ablehnung von Muslimen durch die Regierung.
Das Verbot des Tragens von Abayas stellt den ersten großen Schritt dar, den der 34-jährige Attal seit seiner Beförderung in diesem Sommer in das höchst umstrittene Bildungsressort angekündigt hat.
Zusammen mit Innenminister Gérald Darmanin (40) gilt Attal als aufstrebender Stern, der nach Macrons Rücktritt im Jahr 2027 eine wichtige Rolle spielen könnte.
Berichten zufolge werden Abayas zunehmend in Schulen getragen, was zu Spannungen zwischen Lehrern und Eltern in diesen Schulen führt.
Seit Attal Ende Juli 2023 das Jugend- und Bildungsressort übernommen hat, betrachtet er den Schulbesuch mit der Abaya als eine religiöse Manifestation, die darauf abzielt, das Ausmaß des Widerstands der Republik gegen das laizistische Gebäude zu testen, das die Schule darstellen sollte.“
In seinem Statement gegenüber dem Sender TF1 am Sonntag fuhr er fort: „Wenn man ein Klassenzimmer betritt, sollte man nicht in der Lage sein, die Religion der Schüler zu erkennen, indem man sie nur ansieht.“
Das Thema des Tragens der Abaya, das der französische Rat für islamische Religion nicht als religiöse Manifestation ansieht, wurde bereits im vergangenen November in einem Rundschreiben des Ministeriums für nationale Bildung behandelt
In dem Rundschreiben heißt es, dass Abayas ebenso wie Haarbedeckungen und lange Röcke als Kleidungsstücke gelten, die verboten werden können, wenn sie auf eine Weise getragen werden, die öffentlich die Religionszugehörigkeit demonstriert. Allerdings warteten die Schulleiter angesichts zunehmender Vorfälle diesbezüglich auf klarere Regeln.