Zwei von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlichte Studien ergaben, dass die Mutterschaft Migrantinnen in vielen Ländern in besorgniserregender Weise vom Arbeitsmarkt fernhält. Frankreich, Deutschland und Belgien gelten in dieser Hinsicht als die Länder mit den schlechtesten Bedingungen.
Die beiden am Montag, dem 23. Oktober, veröffentlichten Studien beleuchten die Situation von Migrantinnen auf dem Arbeitsmarkt. Sie kommen zum Ergebnis, dass ausländische Mütter häufig von der Erwerbstätigkeit ausgeschlossen sind, was die Forscher als „Mutterschaftsstrafe“ bezeichnen.
Nur etwa die Hälfte der Migrantinnen (52 %) mit kleinen Kindern im Alter von 0 bis 4 Jahren in den OECD-Ländern ist erwerbstätig, 20 % weniger als im Inland geborene Frauen, von denen etwa 70 % einer Erwerbstätigkeit nachgeht.
Die beiden Studien untersuchten im Besonderen die Beschäftigungslücke zwischen Einwanderern und einheimischen Müttern in Frankreich, wo sie laut der Website „Mohajer News“ größer ist als in den meisten anderen OECD-Ländern.
Die Ergebnisse einer Studie zeigen, dass die Situation in Frankreich (sowie auch in Deutschland und Belgien) schlechter ist als in den anderen Ländern der Region, denn der Abstand zwischen zugewanderten und einheimischen Frauen steigt dort auf 30 %. Diese erste Studie wurde von Alicia Adsera von der Princeton Universität und Marcela Valdivia von der OECD durchgeführt.
Beide Studien weisen darauf hin, dass sich mit der Geburt des zweiten Kindes „die Bestrafung von Migrantinnen auf dem Arbeitsmarkt in Spanien, Italien, Großbritannien und Frankreich am stärksten erhöht.“
Bei Frauen mit Hochschulabschluß beträgt der Abstand zwischen Migrantinnen und Nicht-Migrantinnen in Frankreich 50 Punkte. Außerdem finden sich Migrantinnen häufiger in Teilzeitjobs und Jobs mit geringer Qualifikation.
Die beiden Studien kommen zu dem Schluss, dass Migrantinnen mit Familie Einschränkungen ausgesetzt sind, die „die Aufmerksamkeit der Behörden verdienen.“ Die meisten der Indikatoren in dem Dokument weisen darauf hin, dass „migrantische Mütter aufgrund ihrer familiären Pflichten oft in der Inaktivität gefangen sind.“
Diese Frauen erleiden nach Aussage von Jean-Christophe Dumont, dem Leiter der Migrationsabteilung der OECD, „eine doppelte, dreifache und vierfache Strafe.“ Dumont wies darauf hin, dass ihr berufliches Niveau häufig niedrig bewertet wird und sie oft keinen Zugang zu Kinderbetreuung finden.
Migrantinnen sind diesen Problemen nicht nur ausgesetzt weil sie mit größerer Wahrscheinlichkeit Kinder haben (häufig, weil sie durch Familienzusammenführung nach Frankreich gekommen sind), sondern „wenn sie Kinder haben, dann haben sie in Frankreich viel größere Schwierigkeiten, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren“.
Nach den neuesten Daten des französischen Nationalen Instituts für Statistik und Wirtschaftsstudien (INSEE) ist bei jeder vierten Geburt (26 %) in Frankreich die Mutter eine Migrantin.
Die Studie zeigt, dass Migration in den übrigen OECD-Ländern im Durchschnitt eine sehr geringe Rolle bei der Gesamtfertilitätsrate spielt, da die Zahl der im Ausland geborenen Einwohner „nicht groß genug ist, um einen wesentlichen Einfluss auf diese Rate zu haben.“
Die Besonderheit in Frankreich ist auf die Familienpolitik des Landes zurückzuführen. Die öffentlichen Ausgaben zur Unterstützung von Familien betragen dort 3,5 % des BIP, was nach Angaben der Organisation „dem höchsten Wert in der OECD“ entspricht. Hinzu kommen die zahlreichen Vergünstigungen wie Elternurlaub, Kinderbetreuung, Familienzulage, Steuersplitting usw.), von denen sowohl Franzosen als auch Ausländer profitieren.
Es gibt viele Faktoren, die das Montaigne-Institut in einem Ende August veröffentlichten Memorandum zu der Aussage veranlassten, dass „nur die Einwanderung “ in der Lage sei, den demografischen „Rückgang“ in Frankreich in den kommenden Jahren aufzufangen.
Die OECD wurde offiziell am 30. September 1961 gegründet und setzte sich zum Ziel, Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der Menschen auf der ganzen Welt zu unterstützen. Die Organisation bietet ein Forum, das Regierungen zusammenbringt, um Erfahrungen auszutauschen und nach notwendigen Lösungen für gemeinsame Probleme zu suchen.