Eine neue investigative Untersuchung der Al-Manara-Stiftung, die in Zusammenarbeit mit mehreren europäischen Zeitungen, darunter Der Spiegel, Le Monde und Politico, hat ergeben, dass die Europäische Union fast 30 Abschiebezentren für Flüchtlinge mit mehr als 213 Millionen Euro finanziert hat. Diese Mittel werden verwendet, um in der Türkei verteilte Abschiebezentren zu bauen und zu unterhalten, die dem Bericht zufolge zur Folter syrischer und afghanischer Flüchtlinge sowie zur Abschiebung aus dem Land genutzt werden.
Laut der investigativen Untersuchung hat Europa der Türkei fast eine Milliarde Euro zur Verfügung gestellt, um sie bei der Bewältigung des Asylbewerberzustroms über ihre Grenzen zu unterstützen. 25 % dieses Geldes sind für die Verstärkung von Abschiebezentren durch den Bau hoher Mauern und die Anbringung von Stacheldraht sowie für den Einsatz von Fingerabdrucksystemen vorgesehen, die von den türkischen Behörden zur Verfolgung und Festnahme von Migranten verwendet werden.
Dem Bericht der Al-Manara-Stiftung zufolge haben die türkischen Behörden insbesondere syrische und afghanische Asylbewerber in großem Umfang verhaftet, da Syrer und Afghanen den Großteil der Migranten ausmachen, die die türkischen Grenzen überqueren. Im Bericht wird betont, dass viele Migranten misshandelt, gefoltert und manchmal ermordet werden, da die Behörden versuchen, die Türkei in eine Pufferzone zu verwandeln, um den Zustrom von Asylbewerbern nach Europa zu stoppen. All diese schwerwiegenden Verstöße sind erfolgt, obwohl die Europäische Union sowohl Syrien als auch Afghanistan als unsichere Länder eingestuft hat, was eine illegale Rückführung in die Herkunftsländer bedeutet.
In diesem Bericht werden Zahlen aus offiziellen Berichten der EU und der Türkei sowie aus Ausschreibungsunterlagen und Forschungsdokumenten ausgewertet. Die investigativen Journalisten haben auch fast 100 Personen befragt, darunter Beamte in der Türkei, Syrien und Afghanistan sowie ehemalige Mitarbeiter in den Abschiebezentren.
Die Teilnehmer des Berichts haben zahlreiche Beweise gesammelt, die die schlechten Bedingungen der Asylbewerber in den Abschiebezentren bestätigen. Zudem dokumentiert der Bericht die Aussagen von 37 Personen, die in den von der EU finanzierten Abschiebezentren untergebracht sind. Dem Bericht zufolge herrscht in diesen Zentren systematische Gewalt, und die Inhaftierten werden gezwungen, Dokumente zur „freiwilligen Rückkehr“ zu unterzeichnen. Das Journalistenteam hat auch Bildmaterial, Gerichtsurteile und Dokumente der EU in den Bericht aufgenommen.
Laut den im Bericht enthaltenen Zeugenaussagen wurde das Vorhandensein von EU-Marken und -Logos dokumentiert. Außerdem wurde die Ausrüstung für die Verhaftung von Asylbewerbern und deren Überstellung nach Syrien gefilmt, die nach internen EU-Dokumenten von der Europäischen Union finanziert wurde.
Der Bericht bestätigt, dass die Europäische Union sehr gut weiß, dass sie die Aktivitäten des türkischen Regimes finanziert. Er zitiert Aussagen zahlreicher europäischer Diplomaten, die erklärt haben, dass sie mit hochrangigen EU-Beamten über die Verstöße in den Abschiebezentren in der Türkei gesprochen haben. In den Jahresberichten der EU wird die Türkei jedoch mit keinem Wort erwähnt.