Eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt, dass der Anteil junger Migrantinnen und Migranten im Alter von 18 bis 31 Jahren, die ins Ausland reisen, um eine Arbeitsstelle zu erhalten, von 42 % auf 61 % gestiegen ist. Frauen haben bessere Chancen, eine Aufenthaltserlaubnis zum Zweck der Arbeit zu erhalten; dieser Anteil ist von 30 % auf 39 % gestiegen. Diese Entwicklung ist seit der Einführung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes im März 2020 zu beobachten.
„Diese Entwicklung ist nicht unbedingt auf einen bestimmten Abschnitt zurückzuführen, sondern auf die Gesamtauswirkung des Gesetzes“, so Tanja Wendel, Leiterin des Studienteams. Laut Wendel hat das Gesetz dazu beigetragen, dass sich insbesondere Frauen und junge Menschen ermutigt fühlen, aktiv nach Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland zu suchen.
Laut der Studie haben sich die Herkunftsländer der arbeitssuchenden Migranten seit März 2020 verändert. Der Anteil der Frauen aus den westlichen Balkanländern haben zunächst mit 47 % fast die Hälfte der weiblichen Arbeitsmigranten ausgemacht, da ihnen durch die Westbalkanverordnung der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erleichtert worden sei. Inzwischen ist dieser Anteil jedoch auf nur noch 26 % gesunken. Gleichzeitig ist der Anteil der Migrantinnen aus anderen Regionen gestiegen, insbesondere aus Asien, wo die Zahl der Migrantinnen um 7 % zugenommen hat. Der Anteil der Migrantinnen aus dem Nahen Osten ist ebenfalls um 5 % gestiegen.
Ein interessantes Ergebnis der Studie ist der steigende Anteil von Arbeitsmigranten aus Drittstaaten, die nach ihrem Umzug nach Deutschland langfristig in Vollzeit tätig sind. Der Studie zufolge absolvieren 92 Prozent der Arbeitsmigranten eine sozialversicherungspflichtige Berufsausbildung. Zudem arbeiten 70 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen in Vollzeit, während nur 8 Prozent in Teilzeit beschäftigt sind. Die Beschäftigungsquote von Arbeitsmigrantinnen liegt damit höher als die von deutschen Staatsangehörigen. Es wird außerdem angenommen, dass Migrantinnen häufiger in Vollzeit arbeiten als deutsche Staatsbürgerinnen.
Laut ZEIT ONLINE, die den Bericht veröffentlicht hat, ist die Zahl der Arbeitsmigranten mit Hochschulabschluss um 20 % gestiegen, während der Anteil der Arbeitsmigranten mit Berufsabschluss um 8 % zurückgegangen ist. Dieses Ergebnis widerspricht dem Ziel des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes, das darauf abzielt, die Migration von Fachkräften ohne Hochschulabschluss nach Deutschland zu erleichtern. Seit 2020 erkennt Deutschland qualifizierte Arbeitskräfte mit Berufsausbildung an und erleichtert ihnen den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt.
Die Studie zeigt, dass Fachkräfte in Deutschland immer noch auf erhebliche Hürden stoßen, besonders jene mit beruflichen Qualifikationen, da deren Anerkennung in Deutschland weiterhin ein komplexer und langwieriger Prozess ist. Wendel, Leiterin des Studienteams, meint, dass das duale Ausbildungssystem in Deutschland nicht mit internationalen Systemen vergleichbar sei.
Laut der Studie liegt der Anteil der Fachkräfte, die aus einem Drittland nach Deutschland kommen, bei 4,5 %, was im Vergleich zu anderen Ländern sehr niedrig ist. Die geringe Zahl wird vor allem auf die Diskriminierung zurückgeführt, der qualifizierte Arbeitsmigrantinnen und -migranten häufig ausgesetzt sind. Experten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung berichten, dass 56 % der Arbeitsmigrantinnen Diskriminierungserfahrungen in mindestens einem Lebensbereich gemacht haben. Außerdem haben Frauen oft besondere Schwierigkeiten, eine Wohnung oder eine Anstellung zu finden.