Die Evangelische Kirche hat mitgeteilt, dass die Zahl der Kirchenasylanträge in den ersten drei Monaten dieses Jahres deutlich zugenommen hat. Als Hauptgrund nennt sie das gestiegene Unsicherheitsgefühl vieler Geflüchteter sowie die Angst vor drohenden Abschiebungen. Zudem habe sich die Zahl der Anfragen an die Kirchen bezüglich eines möglichen Kirchenasyls vervierfacht.
Laut der Deutschen Presse-Agentur hat die Sprecherin der evangelischen Kirche erklärt, dass die Kirche kein zentrales Register über Kirchenasyle führe und es auch keine Statistik über Anfragen auf deutscher Kirchenebene gebe. Die Sprecherin hat darauf hingewiesen, dass es die Flüchtlingsbeauftragten und die kirchlichen Verbindungsbeamten seien, die die Kirchenasylanträge beurteilen: „Nach deren Einschätzung hat sich die Zahl der Anfragen aufgrund des gestiegenen Abschiebedrucks vielerorts deutlich erhöht – teilweise mehr als vervierfacht, so die Sprecherin. Zugleich wird berichtet, dass es angesichts der hohen Nachfrage häufig nicht möglich sei, eine geeignete Unterkunft für die Kirche zu finden. In solchen Fällen blieben Betroffene oftmals ohne Schutz.
Laut Dietlinde Jochims, Leiterin der ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft, sind Angst und Unsicherheit die Motivation für die Beantragung von Kirchenasyl für Menschen mit unsicherem Aufenthaltstitel. „Diese Angst führt auch zu einem starken Anstieg der Anträge auf Kirchenschutz“, so Jochims.
Im ersten Quartal dieses Jahres wurden 617 Kirchenasylanträge gestellt, gegenüber 604 im ersten Quartal 2024. Insgesamt wurden im Jahr 2024 laut Statistik des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge 2.386 Kirchenasylfälle registriert – davon 1.813 in evangelischen Gemeinden, 435 in katholischen und 148 in freikirchlichen Einrichtungen.
Das Kirchenasyl ist ein moralisches Privileg, das auf der christlichen Tradition beruht und keine rechtliche Grundlage besitzt. Die Kirchen sehen es als humanitäre und religiöse Pflicht an, schutzbedürftigen Flüchtlingen beizustehen. Sie gewähren ihnen vorübergehend Schutz und verschaffen ihnen Zeit, um rechtliche Mittel und Verfahren ausschöpfen zu können.
Die deutschen Kirchen sind wiederholt von lokalen Behörden kritisiert worden. Die Gemeinden haben Schwierigkeiten, eine große Zahl von Migranten und Flüchtlingen aufzunehmen, und sehen im Kirchenasyl einen unnötigen Schutz für Menschen, die Deutschland eigentlich verlassen müssten.