Tod und Verschwinden von Migranten vor der italienischen Küste

Bei einem Bootsunglück vor der Küste der italienischen Insel Lampedusa sind 26 Menschen ums Leben gekommen, weitere zehn gelten als vermisst. Das Boot war mit rund 100 Migranten an Bord gekentert. Die italienische Küstenwache konnte 60 Personen retten und in ein Aufnahmezentrum auf Lampedusa bringen.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingskommissars in Italien sind zwei Boote mit etwa 95 Menschen an Bord von Libyen aus gestartet. Nachdem eines der Boote Wasser aufgenommen hatte, wurden die Passagiere auf ein anderes, aus Glasfaser gebautes Boot gebracht. Dieses ist jedoch infolge der Überladung gekentert.

Nach diesem Vorfall ist die Zahl der Menschen, die seit Beginn dieses Jahres beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, ums Leben gekommen sind, auf 675 gestiegen. Ein Sprecher des UNHCR hat gesagt: „Ich bin zutiefst betroffen über den Untergang eines weiteren Bootes vor der Küste von Lampedusa, wo das UNHCR nun die Überlebenden unterstützt.“

Der italienische Innenminister Matteo Piantedosi hat zudem die Notwendigkeit betont, die Überfahrten von Migranten über das Mittelmeer an den italienischen Küsten zu verhindern. Auf der Plattform X hat er geschrieben: „Dieses dramatische Ereignis zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, gefährliche Seereisen bereits in den Abfahrtsgebieten zu unterbinden und den Menschenhandel, der dieses Phänomen nährt, unerbittlich zu bekämpfen.“

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat ihre harte Haltung gegenüber Menschenschmugglerbanden bestätigt. Sie hat den Opfern des Unglücks ihr Beileid und Mitgefühl ausgesprochen und auf die unmenschlichen Methoden hingewiesen, mit denen diese Banden die gefährlichen Überfahrten organisieren. Meloni hat angekündigt, konsequent gegen die von ihr als „skrupellose Händler“ bezeichneten Personen Akteure vorzugehen. „Die Tragödie, die sich heute ereignet hat – trotz der schnellen und wirksamen internationalen Reaktion – zeigt, dass die notwendigen Rettungsmaßnahmen nicht ausreichen und vor allem nicht die Ursachen dieses dramatischen Problems bekämpfen“, so Meloni.

Trotz der strikten Migrationspolitik der italienischen Regierung ist die Zahl der über das Mittelmeer kommenden Migranten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 Prozent gestiegen. Seit Jahresbeginn sind nach Angaben des UNHCR bereits 30.060 Menschen in Italien angekommen.

Die Migrationsroute von Nordafrika nach Europa über das Mittelmeer gilt seit Jahren als eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. In den vergangenen zehn Jahren wurden fast 24.500 Todesfälle und Vermisste dokumentiert. Die meisten dieser Tragödien sind auf den Einsatz kleiner und seeuntauglicher Boote zurückzuführen, die für solche riskanten Überfahrten ungeeignet sind.

An den italienischen Küsten sind auch zahlreiche Boote mit Migranten gesunken. Der bislang schwerste Vorfall hat sich im Jahr 2013 ereignet, als ein überfülltes Boot in Brand mit mehr als 500 Menschen an Bord vor der Küste der Insel Lampedusa in Brand geriet und gesunken ist. Dabei sind 368 Menschen ums Leben gekommen.

 

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