Afghanen, darunter auch Flüchtlinge im Vereinigten Königreich und in Irland, befinden sich nach der Schließung ihrer Botschaft in London in einer schwierigen Lage. Großbritannien hat die afghanische diplomatische Mission aufgefordert, die Botschaft zu schließen, nachdem die Taliban-Regierung Botschaftsmitarbeiter, die der vorherigen afghanischen Behörde angehören, abgesetzt hat, weil sie sich geweigert haben, die neue Behörde von Taliban zu vertreten.
Nach dem Beschluss zur Schließung der afghanischen Botschaft in London, der Ende September 2024 umgesetzt wird, hat das Vereinigte Königreich das Botschaftspersonal aufgefordert, politisches Asyl zu beantragen oder das Land zu verlassen, was bedeutet, dass afghanische Flüchtlinge keine offiziellen Dokumente zum Nachweis ihrer Identität erhalten können. Die Zeitung „The Independent“ hat mit einer schwangeren Afghanin im achten Monat gesprochen, die sich derzeit in Dublin aufhält. Sie hat ihre große Sorge um die Zukunft ihres Kindes geäußert: „Mein Kind wird in eine Welt geboren, in der die Unterlagen seiner Mutter nicht mehr gültig sind und die Staatsangehörigkeit meines Kindes nun gefährdet ist“. Die Frau, deren Name nicht genannt wurde, kann ihren abgelaufenen Reisepass nicht erneuern und nicht nach Afghanistan zurückkehren, da die Taliban-Regierung die Arbeit von Frauen ablehnt. Zudem hat die Afghanin hinzugefügt, dass ihre Familie in verschiedenen Ländern verstreut ist und sie jetzt in Irland feststeckt, weil sie nicht reisen kann.
Das Außenministerium der Taliban-Regierung hat erklärt, dass es die von der afghanischen Botschaft in London ausgestellten Dokumente nicht anerkennen wird, da die Botschaftsbeamten das frühere Regime, das vom Westen unterstützt wurde, repräsentiert haben. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass das Vereinigte Königreich und einige europäische Länder die Autorität der Taliban nicht anerkennen. Angesichts dieser politischen Spannungen ist es schwierig, die Botschaft wiederzueröffnen. Afghanische Flüchtlinge im Vereinigten Königreich und in Irland müssen sich nach dem 27. September direkt an die Behörden in Kabul wenden, wenn sie ihre Reisepässe erneuern oder konsularische Dienstleistungen in Anspruch nehmen möchten.
Die britische Regierung hat im Jahr 2021 rund 25.000 Afghanen evakuiert, bevor ihre Soldaten Afghanistan verlassen haben. Viele der Evakuierten benötigen weiterhin Dokumente von der afghanischen Botschaft in London. Laut Botschafter Zalmai Rassoul, der Vertreter des früheren Regimes, wird die Botschaft auf offiziellen Antrag Londons am 27. September 2024 geschlossen.
Dies ist das dritte Mal, dass die afghanische Botschaft in London geschlossen wird. Das erste Mal ist im Jahr 1978 nach dem kommunistischen Putsch geschehen, als Afghanistan sich auf die Seite der Sowjetunion gegen den Westen gestellt. Das zweite Mal ist im Jahr 1996 passiert, als Taliban die Macht in Afghanistan übernommen hat, was bis 2001 angedauert hat.
