Die Pariser Polizei hat 400 Migranten – überwiegend unbegleitete Minderjährig – aus dem Theater „La Gaîté Lyrique“ geräumt, das sie seit Dezember des vergangenen Jahres besetzt gehalten haben. Die Räumung ist gewaltsam verlaufen: Die Polizei ist mit Schlagstöcken und Tränengas gegen die Migranten und solidarische Aktivisten vorgegangen. Bei der groß angelegten Razzia wurden 46 Personen festgenommen. Nach Angaben des Pariser Polizeichefs Laurent Nunez würden die Betroffenen nach einer Überprüfung ihres Aufenthaltsstatus möglicherweise abgeschoben.
Die Räumung des Theaters „La Gaîté Lyrique“ geht auf Ereignisse vom 10. Dezember 2024 zurück, als rund 400 Migranten, überwiegend unbegleitete Minderjährige, das Gebäude besetzt haben. Ziel der Aktion war es, eine vorübergehende Unterkunft zu schaffen, bis eine dauerhafte Unterbringung gefunden werden konnte. Die Besetzung hat zur Aussetzung des regulären Theaterbetriebs, der neben künstlerischen Aufführungen auch gemeinwohlorientierte Veranstaltungen umfasst. Trotz der Einschränkungen hat sich das Theater solidarisch mit den Migranten gezeigt. Außerdem hat Nunez erklärt, dass ihre Besetzung eine spontane, nachvollziehbare Reaktion auf die prekären Lebensumstände der jungen Menschen gewesen sei. Er hat betont, dass es sich um einen legitimen Akt gehandelt habe, und auch den mangelnden Dialog zwischen staatlichen Behörden und der Stadt Paris kritisiert. In Kooperation mit Nichtregierungsorganisationen (NRO) haben sich die Theatermitarbeitenden bemüht, die Migranten zu unterstützen und das Gebäude trotz der schwierigen Umstände – insbesondere der starken Überfüllung – in einem funktionsfähigen Zustand zu halten.
Die Behörden haben den Migranten eine alternative Unterkunft in der Stadt Rouen angeboten, die etwa zwei Stunden von Paris entfernt liegt. Dieses Angebot wurde jedoch von den meisten Migranten abgelehnt, da sie in Paris leben und arbeiten möchten.
Im vergangenen Februar hat das örtliche Verwaltungsgericht die Räumung des Theaters angeordnet. Als Begründung wurde es angegeben, dass der Aufenthalt der Migranten eine Gefahr für die öffentliche Ordnung sowie ein erhebliches Sicherheits- und Gesundheitsrisiko, insbesondere für die minderjährigen Migranten, dargestellt habe. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat diese Entscheidung unterstützt und betont, dass sie notwendig gewesen sei. Sie hat die lokalen Behörden gebeten, maßgeblich in die Aufnahme und Betreuung von Migranten eingebunden sind, um Unterstützung. „Zu diesem Zeitpunkt war dies die richtige Maßnahme, da die Situation im Gebäude sehr kompliziert, angespannt und sehr gefährlich war“, so Hidalgo.
Viele Politiker haben die Gewaltanwendung durch die Polizei scharf kritisiert. Laut der stellvertretenden Bürgermeisterin von Paris, Léa Vellucci, unterstütze die Stadt die Räumung nicht: „Seit mehreren Monaten fordern wir dringend Hilfe für die Jugendlichen im Théâtre de la Gaîté Lyrique – eine schnelle Unterbringung –, denn wir befinden uns in einer humanitären Notlage“, so Vellucci. Seit über drei Monaten haben wir keine Antwort von der Regierung erhalten, und nun wird die Räumung beschlossen, ohne eine Lösung für die Jugendlichen im Gaîté Lyrique anzubieten.“
Darüber hinaus hat die Menschenrechtsorganisation Utopia 56 eine Erklärung veröffentlicht, in der sie die Räumung sowie die Gewaltanwendung der Polizei gegen Migranten scharf verurteilt: „Heute Morgen haben Polizeikräfte bei der Räumung von 450 unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten, die im Gaîté Lyrique in Paris Zuflucht gesucht haben, Menschen geschubst, mit Tränengas besprüht und geschlagen“, heißt es in der Mitteilung der Organisation.