Ein griechisches Gericht hat den Prozess gegen 24 Migrantenhelfer wegen Menschenschmuggels und Geldwäsche eröffnet. Die Angeklagten sind Freiwillige einer gemeinnützigen Such- und Rettungsorganisation (Internationale Notfallhilfezentrale), die zwischen 2016 und 2018 auf der Insel Lesbos tätig war. Ihnen wird vorgeworfen, sich an Banden beteiligt zu haben, die illegale Migration sowie Geldwäsche begünstigt haben sollen. Auf diese Straftaten stehen mehrjährige Haftstrafen.
Zu den angeklagten Hilfsarbeitern gehören Sara Mardini, eine Syrerin, die im Jahr 2015 gemeinsam mit ihrer Schwester Migranten an Bord eines kleinen Bootes gerettet hat – eine Geschichte, die 2021 verfilmt wurde -, sowie der deutsche Freiwillige Sean Binder. Die Angeklagten wurden nach ihrer Festnahme im Jahr 2018 über 100 Tage in Haft gehalten, bevor sie bis zum Prozess auf freien Fuß gesetzt wurden.
Menschenrechtsorganisationen kritisieren den Prozess scharf und argumentieren, dass Griechenland damit wohltätige Handlungen kriminalisiere. Der Verteidiger Zakaria Kessis hat gesagt: „Das Ergebnis des Prozesses wird darüber entscheiden, ob humanitäre Hilfe vor absurden Anschuldigungen durch die Gerichte geschützt wird oder ob sie einem Wirbelwind willkürlicher Narrative durch die Justizbehörden ausgeliefert bleibt.“
Seit 2019 verfolgt Griechenland nach der Bildung einer rechtsgerichteten Regierung eine strenge Migrationspolitik. Die Regierung hat die Grenzkontrollen verschärft, Barrieren entlang der Grenze errichtet und die Bearbeitung von Asylanträgen aus nordafrikanischen Ländern vorübergehend ausgesetzt.
Die Regierung hat außerdem im Jahr 2021 ein Gesetz verabschiedet, das die Unterstützung von Migranten bei der Ankunft der griechischen Küste unter Strafe stellt. Das bedeutet, dass jede Person, die Migranten hilft oder sie vor dem Ertrinken rettet und anschließend an Land bringt, strafrechtlich wegen Beihilfe zur illegalen Einreise nach Griechenland oder Beihilfe zum Menschenhandel verfolgt werden kann.
Laut Menschenrechtsorganisationen mangelt es den Anklagen gegen die Rettungskräfte an Beweisen. Die Organisation Human Rights Watch hat eine Erklärung veröffentlicht, in der es heißt: „Der Fall basiert auf einer zutiefst fehlerhaften Logik. Die Rettung von Menschenleben auf See wird als Schleusung von Migranten dargestellt. Daher wird die Such- und Rettungsgruppe als kriminelle Organisation eingestuft und ihre legitime Spendensammlung als Geldwäsche ausgelegt.“
